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werner wassersprung01Während die Rhone derzeit trotz Trockenperiode viel Gletscherwasser ins Tal bringt, lässt sich auf den Gletschern ob Saas-Fee und Zermatt derzeit kaum mehr Ski fahren. Da trifft es sich gut, dass das Aerials-Nationalteam von Swiss Ski im Sommer jeweils auf den Wassersprungschanzen Jumpin in Mettmenstetten trainiert. Weltweit gehört diese Anlage mit allen Arten von Absprungmöglichkeiten zu den modernsten und fortschrittlichsten. Der zweifache Olympia-Vierte von Peking im Aerials, Pirmin Werner, erläutert im Interview die speziellen Herausforderungen der Sprünge auf der Wasserschanze für die Skiakrobaten.

Pirmin Werner, wie sieht Dein Trainingsalltag im Sommer aus?

Wir haben Mitte Mai mit dem Sommertraining begonnen. Nach zwei Wochen Ferien sind wir nun wieder voll im Training. Dies bedeutet, dass wir viermal die Woche am Morgen drei Stunden auf der Wasserschanze trainieren, danach ins OYM fahren, uns da verpflegen und am Nachmittag dann einen zweistündigen Block im Kraftraum einschalten. Anschliessend folgt die Regeneration und gegen halb fünf endet dann mein Trainingstag.

Die Bilder des Trainings auf der Wassersprungschanze sind spektakulär. Wie hoch über dem Wasser seid Ihr da?

Dies hängt ein wenig vom Sprung ab, aber letztlich springen wir mit Ski, Skischuhen, Schwimmweste und Helm 12-15 Meter hoch.

Dies klingt unglaublich hoch. Wie hart muss man sich da anschliessend den Aufprall im Wasser vorstellen?

Zum einen springen wir mit Löchern in den Ski, so dass sich dadurch der Aufprall ein wenig vermindert. Dann verfügt die Wassersprung-Anlage über ein spezielles System, das beim Aufprall eine Art Kissen erzeugt. Aus Düsen unter Wasser wird Luft gepresst, so dass sich die Wasseroberfläche bricht und der Aufprall vermindert wird. Unsere Trainer lösen diese Blase mit einem Knopf beim Absprung aus. Diese Blase hat den zusätzlichen Vorteil, dass man sich an diesem «weissen Kissen» in der Luft orientieren kann. Ansonsten ist es nicht ganz einfach, die Distanz zur Wasseroberfläche einzuschätzen, wenn man sich in der Luft dreht. 

Wie sehr vertraut Ihr als Athleten diesem System?

Es gab auch schon einen Stromausfall oder es wurde der falsche Knopf gedrückt. Dann ist der Aufprall aus dieser Höhe sehr hart. Wasser kann wie Beton sein. Wir springen ja mit der gesamten Ausrüstung, so dass wir ohne Schwimmweste aufgrund des Gewichts von Skiern und Skischuhen nach unten gezogen würden. Letztlich ist unser Sport auch auf dem Wasser nicht ungefährlich. Es braucht stets volle Konzentration bzw. den absoluten Fokus auf den Sprung und bei der Landung die Anspannung und Kontrolle des Körpers. Entsprechend wichtig ist eine gute Rumpfmuskulatur. Pro Trainingseinheit absolvieren wir denn auch nicht mehr als 6-7 Sprünge. Körperlich wären wir zwar in der Lage weit mehr zu springen, mental kommt man dabei aber an seine Grenzen.

werner wassersprung02Worin liegt bei der Wasserschanze die grösste Herausforderung?

Die grösste Schwierigkeit liegt sicherlich beim Anlauf. Wir gleiten auf den Schanzen über steile Kunststoffmatten, die gewässert werden und dies mit rund 65 Kilometer pro Stunde. Da darf man sich keinen Fehler erlauben. Nach dem Absprung in der Luft ist der Sprung dann vergleichbar mit einer Winterschanze auf Schnee, einfach ohne die Schwierigkeit der Landung.  

Wie läuft ein Training auf der Wassersprungschanze im Detail ab?

Ich beginne mit den einfacheren Sprüngen, meist mit einem dreifachen Salto und drei Schrauben. Wenn dieser funktioniert, folgt die nächsthöhere Schwierigkeitsstufe mit vier Schrauben und so weiter. Den schwierigsten Sprung mit fünf Schrauben springe ich pro Trainingseinheit jeweils zwei bis dreimal. Nach dem Sprung gehe ich aus dem Wasser und hole mir das Feedback meiner beiden Coaches ab. Jeder Sprung wird gefilmt und anschliessend mit dem Athleten besprochen. Anschliessend geht es darum, das Feedback im nächsten Sprung unmittelbar umzusetzen und ich steige wieder 150 Treppenstufen zum Absprungpunkt der Schanze hoch, ruhe mich kurz aus, dann braucht es einen neuen Fokus und der nächste Sprung steht an. 

Absolviert ihr auch Wettkämpfe im Sommer auf der Wasserschanze?

Es gibt zwar keine FIS-Wettkämpfe im Sommer. Aber wir organisieren auch auf der Wassersprungschanze einen Wettkampf in Mettmenstetten, der meist auch international besetzt ist. Da geht es primär darum, den Wettkampfmodus nicht zu verlieren. Die grosse Schwierigkeit für die Judges besteht darin, die Landung auf dem Wasser zu bewerten. Die Jurierung erfolgt nach den gleichen Massstäben wie im Winter, nur dass es schwierig ist einzuschätzen, inwiefern eine Landung im Wasser auch auf Schnee funktioniert hätte. Ausser in der Schweiz gibt es normalerweise auch in den USA (Park City), in Kanada (Quebec) und in Minsk (Weissrussland) Wettbewerbe im Sommer. Derjenige in Kanada findet dieses Jahr wegen dem Neubau der Sprunganlage nicht statt, auf die Reise nach Weissrussland verzichten wir, so dass wir wohl zum ersten Mal nach Park City reisen und am dortigen Wettkampf teilnehmen werden.

Wer trainiert derzeit alles in Mettmenstetten?

Zum einen sind wir derzeit vier Athleten und drei Athletinnen von Swiss Ski, die hier trainieren. Auch im OYM trainiert das ganze Schweizer Team zusammen. Ausserdem ist derzeit noch Laura Peel, eine australische Weltmeisterin vor Ort, eine deutsche Athletin, die meist mit uns trainiert, und das ukrainische Juniorenteam. Dieses ist seit März und Kriegsausbruch in Bellinzona stationiert. Die Kasachen und Weissrussen fehlen kriegsbedingt dieses Jahr. Die ukrainischen Spitzenspringer sollten im August dann auch kommen. Diese trainieren derzeit in den USA. 

Wie geht es nun weiter in der Vorbereitung?

Nach dem Wettkampf in Mettmenstetten Ende August fliegen wir nach Park City, von da voraussichtlich weiter nach Australien, wo unser Coach am Bau einer neuen Wasserschanze beteiligt war. Dann trainieren wir vier Wochen in Australien, ehe wir dann in die Schweiz zurückkehren und hoffentlich auf Schnee in Saas Fee trainieren können.

 

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